Die Architektursoziologin Anke Schröder forscht zu urbaner Sicherheit. Sie sagt: Schon einige wenige städtebauliche Anpassungen würden helfen, damit Frauen sich im öffentlichen Raum beschützter fühlen.
Warum planen Soziologen wie Sie Städte? Reicht Architektur nicht?
Die Architektur hat vor allem die Gebäude im Blick. Die Soziologie aber fragt, wie Räume gestaltet werden für diejenigen, die sie nutzen. Ihr geht es um die Menschen.
Wie sieht Ihre Arbeit beim LKA aus?
Meine Kollegen und ich beschäftigen uns mit Kriminalprävention im Städtebau und mit Unsicherheitsempfinden. Wenn ich Kommunen bei der Stadtplanung berate, stufe ich einen Ort nach der tatsächlichen und der gefühlten Sicherheit ein. Dafür analysiere ich, welche Delikte dort zuletzt wie oft aufgetreten sind. Und ich werte Befragungen aus, die wir bei der niedersächsischen Bevölkerung regelmäßig durchführen.
Welche Rolle spielt dabei die Nacht?
Das Unsicherheitsempfinden bei Dunkelheit ist höher als tagsüber. Das ist etwas zutiefst Menschliches, eine Urangst. Uns fehlt im Dunkeln die Orientierung. Dabei müssten wir, ginge es nach der Gewaltstatistik, nachts nicht ängstlicher sein.
Wann passieren denn die meisten Straftaten?
Bei Tag und in der Nacht gleichermaßen. Nur Schlägereien, Pöbeleien und Nötigungen ereignen sich eher nachts, nach dem Feiern, weil der Alkohol die Hemmschwelle senkt. Die meisten Delikte passieren dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Tagsüber ist das die Fußgängerzone, nachts die Partymeile, Bahnhöfe sind immer neuralgische Punkte. Angst empfinden wir aber eher dort, wo wir allein sind, wo es unübersichtlich ist, wo es viele Versteckmöglichkeiten gibt.
Aber wenn ich als Frau nachts durch einen einsamen Park gehe und mich jemand vergewaltigen will, schlägt er doch genau dann zu.
Vergewaltigungen passieren selten zufällig. In der Regel gab es die Anbahnung vorher woanders. Eine Vorgeschichte oder eine Begegnung an einem belebten Ort. Übrigens sind Frauen gar nicht diejenigen, die im öffentlichen Raum am meisten von Gewalt betroffen sind.
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