Unseren Fragebogen beantwortet Gloria Estela Lemus Aldana, 41, aus Unitedville, Belize. Sie arbeitet als Reinigungskraft und Köchin, schneidert nebenbei Schuluniformen für die Kinder im Dorf. Ihre Familie floh vor dem Bürgerkrieg aus Guatemala
Wofür sind Sie dankbar?
Für meinen Job. Auch wenn es nichts Großes ist, das ich mache. Viele Menschen in Belize haben keine Arbeit.
Was erfüllt Sie mit Hoffnung?
Mein Glaube an Gott.
Haben Sie schon Auswanderung erwogen? Wenn ja, wohin?
Nein, wenn es nicht unvermeidlich ist. Mein Vater ist während des Bürgerkriegs in Guatemala entführt und getötet worden. Das war 1981, ich war zwei Jahre alt. Meine Mutter ist mit uns neun Kindern damals nach Belize geflohen. Vor einigen Jahren wollte sie zurückkehren. Aber das Land, das uns gehörte, wurde uns weggenommen. Wir haben dort keinen Ort mehr, an den wir gehen könnten.
Was braucht Ihre Nachbarschaft?
Eine größere Schule. Die Klassenzimmer sind zu klein für die vielen Schüler, und es gibt zu wenig Lehrer.
Halten Sie sich für eine gute Freundin?
Ja. Ich habe wenige Freunde, aber mit ihnen bin ich offen und ehrlich. Wenn sie mich besuchen, tische ich ihnen erst mal etwas zu essen auf.
Wessen Urteil fürchten Sie mehr, das eines Freundes oder eines Feindes?
Das Urteil eines Freundes kann mich mehr verletzen.
Was war das größte Glück Ihrer Kindheit?
Als ich elf war, haben wir mit der Klasse ein Picknick gemacht. Der Vater unseres Lehrers besaß viele Pferde, deshalb durfte jeder Schüler auf einem reiten. Es war das erste und letzte Mal, dass ich auf einem Pferd saß.
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erschienen in GEO